Auffahrunfall: Steht die Schuld immer fest?
Veröffentlicht: 20.01.2022, Aktualisiert: 25.02.2025
Bei einem Auffahrunfall scheint der schuldige Fahrer sofort festzustehen: Der Hintermann! Augenscheinlich nach hat dieser durch Ablenkung zu spät gebremst. Oft ist die Schuld eindeutig, aber nicht immer! Wer unnötig stark abbremst oder abgelenkt war, muss bei einem Auffahrunfall einen gewissen Schuldanteil bzw. Mitschuld auf sich nehmen: Schon 180 Millisekunden für die durchschnittliche Reaktionszeit sorgen bei 50 km/h für etwa 3 Meter Blindflug mit dem Auto!
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In diesem Ratgeber lesen Sie, ...
Definition: Auffahrunfall
Bei einem Auffahrunfall weisen zwei kollidierende Fahrzeuge die gleiche Fahrtrichtung auf. Das hintere Auto prallt auf das Heck des vorausfahrenden. Gemäß § 4 Straßenverkehrsordnung (StVO) handelt es sich dem Anscheinsbeweis nach um einen schuldhaften Verstoß: Sicherheitsabstand oder gebotene Sorgfalt wurden missachtet.
Kurz gebremst!
Tipps an der Unfallstelle
Ob an der Ampel oder Autobahn (Kettenauffahrunfall), stellen Sie nach einem Auffahrunfall ein Warndreieck an der Straße auf. Vermeiden Sie auch in dieser stressigen Situation Schuldzuweisungen. Halten Sie Ausschau nach möglichen Zeugen. Kommt es zu rechtlichen Streitigkeiten, helfen Ihnen diese Zeugenaussagen vor Gericht, um den Auffahrunfall zu regulieren.

Kurz & knapp:
Das Wichtigste zum Auffahrunfall
Häufige Fragen zum Auffahrunfall
Dem Anscheinsbeweis nach der Auffahrende, da er nicht rechtzeitig bremsen konnte. Der konkrete Unfallablauf ist aber zu würdigen: War das starke Abbremsen aus Sicht des Verkehrsrechts gerechtfertigt? Ein abrupter Spurwechsel des vorausfahrenden Fahrzeugs kann den Auffahrenden von seiner Schuld befreien.
Die Höhe des Bußgelds hängt von der Schwere des Unfalls ab. Bei einem Verstoß der Kategorie B wird ein Verwarngeld ausgesprochen. Hier lesen Sie in einer Übersicht, welche Strafen für die Kategorie A und in der Probezeit für Verkehrsunfälle gelten.
Eine gesetzliche Verpflichtung besteht nur, falls es zu einem Personenschaden gekommen ist. Dann müssen Polizei / Rettungskräfte zur Unfallstelle gerufen werden. Bei einem leichten Auffahrunfall können die Beteiligten selbst einen Unfallbericht anfertigen und die Beweissicherung vornehmen. Kfz Gutachter S DRIVE ist schnell vor Ort!
Der Versicherer des Unfallverursachers kommt für die Schadensregulierung auf. Wird beiden Unfallbeteiligten eine teilweise Verantwortung zugesprochen, kommt eine Quote bei der Schadenregulierung zur Anwendung. In diesem Fall kann die Option des Quotenvorrechts ins Spiel kommen. Ein erfahrener Sachverständiger kann sie fachkompetent zum Quotenvorrecht beraten.
Bei eigener Schuld am Auffahrunfall kann eine vorhandene Vollkaskoversicherung zur Behebung des Schadens am eigenen Fahrzeug herangezogen werden (Teilkasko reicht im Regelfall nicht). In diesem Fall kommt es zur Hochstufung durch den Verlust des Schadenfreiheitsrabattes. Zudem ist die vertraglich vereinbarte Selbstbeteiligung zu zahlen.
Nach einem Auffahrunfall als Geschädigter sollten Sie zunächst die Unfallstelle sichern, Fotos machen und die Kontaktdaten des Unfallverursachers sowie möglicher Zeugen aufnehmen. Lassen Sie sich das Kennzeichen und die Versicherung des Unfallgegners geben und informieren Sie die Polizei, falls nötig. Melden Sie den Schaden umgehend Ihrer eigenen sowie der gegnerischen Versicherung und lassen Sie Ihr Fahrzeug von einem unabhängigen Kfz-Sachverständigen wie S DRIVE begutachten. Ein Sachverständiger hilft Ihnen, die Schadenhöhe korrekt zu ermitteln und Ihre Ansprüche gegenüber der Versicherung durchzusetzen.
Auch wenn ein Auffahrunfall äußerlich nur leichte Kratzer oder Dellen verursacht, können versteckte Schäden an tragenden Teilen, der Achsgeometrie oder Sensorik vorliegen. Diese Schäden sind mit bloßem Auge oft nicht erkennbar, können aber langfristig die Fahrsicherheit beeinträchtigen und teure Folgereparaturen nach sich ziehen. Deshalb ist es wichtig, das Fahrzeug von einem unabhängigen Kfz-Sachverständigen wie S DRIVE gründlich prüfen zu lassen. Nur so können alle Schäden dokumentiert und gegenüber der Versicherung korrekt geltend gemacht werden.
Die Kosten eines Auffahrunfalls hängen von der Schadenshöhe und möglichen versteckten Schäden ab. Kleine Kratzer oder Dellen können bereits mehrere Hundert Euro kosten, während größere Schäden an Stoßstange, Kofferraum oder Fahrwerk schnell in den vierstelligen Bereich gehen. Besonders teuer wird es, wenn Sensoren, Kameras oder sicherheitsrelevante Bauteile betroffen sind. Ein unabhängiges Gutachten von S DRIVE gibt Ihnen eine präzise Einschätzung der Reparaturkosten und dient als Grundlage für die Schadensregulierung mit der Versicherung.
Checkliste: Was tun bei einem Auffahrunfall?
Nutzen Sie diese Checkliste, um bei einem Auffahrunfall vorbereitet zu sein. Falls Sie einige Aspekte vertiefen wollen, können Sie das Vorgehen nach einem Unfall hier vertiefen.
Schuldfrage nach einem Auffahrunfall: „Wer auffährt, hat immer Schuld“
Mythos oder Wahrheit?
Der Auffahrende trägt oft die Alleinschuld, aber nicht immer. Insofern handelt es sich mit Blick auf die Realität des Verkehrsrechts um einen Mythos, der sich auf den Anscheinsbeweis stützt. Bei einem Auffahrunfall liegt es nahe, dass der Auffahrende den Sicherheitsabstand nicht eingehalten hat, das Bremsmanöver zu spät eingeleitet hat oder abgelenkt war.
Richter würdigen bei Zivilprozessen aber immer sämtliche Details, wodurch dem Vordermann durchaus eine Teilschuld zugesprochen werden kann. Bei einem Kettenunfall etwa ist die Schuldfrage nur schwer zu klären. Begeht der Vorausfahrende mit einem Bremsmanöver einen Verkehrsverstoß, kann er sogar die vollständige Schuld tragen.
Beispiel: Urteil für Auffahrunfall
Das Kammergericht (KG) Berlin-Brandenburg hat mit dem Aktenzeichen 12 U 70/05 zu einem Auffahrunfall vor einer Ampel geurteilt: Bremsen ohne zwingenden Grund und Unachtsamkeit legen dem vorfahrenden Fahrzeugführer zumindest eine Teilschuld auf. Wer auffährt, ist also nicht automatisch zu 100 % der Unfallverursacher.
Strafen und Bußgelder beim Auffahrunfall im Überblick
Abgesehen vom eigentlichen Fahrzeugschaden, den ein unabhängiges Schadengutachten oberhalb der Bagatellgrenze exakt beziffern sollte, drohen bei einem Auffahrunfall empfindliche Strafen.
Diese Übersicht zum Bußgeldkatalog zeigt, welcher Grund für einen Auffahrunfall zu welcher Strafe führt:
Auffahrunfall: Diese Bußgelder drohen ...

Fachanwalt für Verkehrsrecht Michael Kuhagen
Was tun wenn die Versicherung
das Gutachten kürzt?
Welche Schadenspositionen besonders häufig gekürzt werden und wie Sie damit umgehen sollten, dass erfahren Sie hier:
Strafen mit Verwarngeld, Punkten in Flensburg sowie Fahrverbot:
Boxenstopp: Hier kommt ein Schadengutachter ins Spiel!
Sie erkennen hier, dass es viele Gründe gibt, die dem Vorausfahrenden zumindest eine Teilschuld auferlegen können. Im Einzelfall sind die genauen Abläufe des Unfallhergangs zu prüfen. Das ist der Grund, warum der Beweissicherung am Unfallort und auch Bremsspuren eine große Bedeutung zukommt.

Praxisbeispiele für Auffahrunfall
Der Vordermann legt eine Vollbremsung hin
Im Einzelfall ist zu prüfen, ob diese Vollbremsung gerechtfertigt war (beispielsweise um Schlimmeres wie eine Kollision mit Fußgängern auf der Straße zu verhindern). Ist das der Fall, trägt der auffahrende Verkehrsteilnehmer Schuld. Das Landgericht (LG) Duisburg hat sich für eine Haftungsverteilung von 70 zu 30 wegen eines Vogels auf der Fahrbahn ausgesprochen.
Kleintiere sind demnach kein triftiger Grund für starke Abbremsmanöver. Funktionierten die Bremslichter des vorausfahrenden Fahrzeugs nachweislich nicht, kann die Haftung des Auffahrenden gemindert oder sogar ausgeschlossen werden.
Ich bin auf ein Fahrschulauto aufgefahren
Bei Fahrschulautos ist von Natur aus Vorsicht und somit Abstand geboten! Fahrzeugführer müssen damit rechnen, dass es durch Fahrschüler zu plötzlichen Manövern kommt. Die eigene Fahrweise ist entsprechend anzupassen.
Bei einem Auffahrunfall trägt insofern im Regelfall der Hintermann die Hauptschuld. Das Landgericht (LG) Saarbrücken hat geurteilt, dass grundloses Bremsen und Motorabwürgen zu typischen Anfängerfehlern zählen.
Auffahrunfall unter Alkoholeinfluss
Bei Alkohol am Steuer handelt es sich gemäß § 315 c des Strafgesetzbuches um ein Delikt, für das Bußgelder von bis zu 1.500 Euro vorgesehen sind. Hierbei handelt es sich nicht mehr um eine Ordnungswidrigkeit. Kommt es beim Unfall zu einem Personenschaden, liegt ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vor. Eine Freiheitstrafe von bis zu 5 Jahren ist möglich.
Strafen greifen bereits ab 0,3 Promille im Blut, da ab diesem Wert bereits die relative Fahruntüchtigkeit einsetzt. Erinnern Sie sich an die Reaktionsgeschwindigkeit: Diese wird durch Alkohol deutlich herabgesetzt, wodurch Unfallwahrscheinlichkeit stark steigt. Der Führerscheinverlust und auch eine MPU können die Folge sein. Unter Alkohol- oder Drogeneinfluss steigen die genannten 180 Millisekunden deutlich an, was die Gefahr eines Unfalls messbar erhöht. Daher kennt der Gesetzgeber ab 0,3 Promille wenig Toleranz.
Auffahrunfall in der Probezeit
Es kommt auf die Schwere des Verkehrsdeliktes an. Trägt der Fahranfänger keine Schuld, muss er keine Konsequenzen nach einem Auffahrunfall fürchten. Bei einem B-Verstoß drohen die oben genannten Verwarngelder. Bei einem A-Verstoß kann sich die Probezeit verlängern, z. B. bei der Missachtung eines Überholverbots oder einem Vergehen gegen die Vorfahrtsregeln. Bei Alkohol am Steuer droht der sofortige Führerscheinentzug nach einem Auffahrunfall: In der Probezeit gilt eine strikte Null-Promille-Grenze für Autofahrer.
Auffahrunfall mit dem Fahrzeug eines Freundes
In der Regel zahlt die Kfz-Haftpflichtversicherung für den Unfallschaden am Fahrzeug des Unfallgegners. Vor der Fahrt mit einem geliehenen Fahrzeug sollte die Versicherungspolice aber genau geprüft werden, um im Notfall bei einem anderen Autofahrer abgesichert zu sein.
Möglich ist auch der Verlust des Schadenfreiheitsrabattes durch einen solchen Schadensfall. Schäden am eigenen Auto sind durch die Kaskoversicherung nur gedeckt, wenn die Police einen solchen Schutz enthält. Die Frage „Wer saß am Steuer?“ kann also entscheidend sein.
Auffahrunfall mit abnehmbare Anhängerkupplung
Es versteht sich von selbst, dass eine montierte Anhängerkupplung den Schaden an beiden Fahrzeugen vergrößern kann. Ist eine Anhängerkupplung abnehmbar, aber nicht demontiert worden, kann dies beim Unfall zu einer Mithaftung des Vorausfahrenden führen. Eine Anhängerkupplung sollte nach dem Gebrauch mit Blick auf einen Auffahrunfall immer abgebaut werden. Das so genannte Betriebsrisiko fährt bei allen Verkehrsteilnehmern stets mit!
Massenkarambolage (z. B. auf Autobahnen bei plötzlichem Nebel)
Was passiert, wenn viele Unfallbeteiligte innerhalber kürzester Zeit aufgefahren sind und es viele Male knallt? Sind mehrere Fahrzeuge in einen Kettenauffahrunfall involviert, kann die Schuldfrage oft nicht eindeutig beantwortet werden. Ist eine Vielzahl von Fahrern bei einem Massencrash beteiligt, können Versicherer seit 2015 ein vereinfachtes Verfahren anwenden, das ab 40 Fahrzeugen greift. Die eigene Kfz-Haftpflichtversicherung zahlt bei gleichbleibendem Schadenfreiheitsrabatt für den Schaden am Wagen. Bei einem schwer nachvollziehbaren Auffahrunfall reichen 20 involvierte Fahrzeuge bzw. Geschädigte.
Auffahrunfall ohne Schaden: Wirklich?
Scheinbar ist nichts passiert, der Hintermann hat Ihren Wagen mit geringer Geschwindigkeit nur leicht touchiert. Ob wirklich kein Schaden vorliegt, kann oft nur ein Gutachter mit seiner Expertise prüfen.
Die energieabsorbierenden Teile am Fahrzeugheck können dafür sorgen, dass das wahre Schadensausmaß unter der Verkleidung liegt. Doch auch kleine Kratzer an der Stoßstange gehen oftmals über einen Bagatellschaden hinaus. Somit können Sie auf Kosten des Kfz-Haftpflichtversicherers des Unfallgegners ein Schadengutachten in Auftrag geben.
Mit S DRIVE kann das Unfallgutachten innerhalb von 24 Stunden vorliegen. Das Kfz-Sachverständigenbüro ist vom DGuSV geprüft (Deutscher Gutachter und Sachverständigen Verband e.V.). An bundesweiten Standorten in ganz Deutschland helfen wir Unfallgeschädigten und erstellen qualifizierte Kfz-Gutachten. Mit unserem Gutachternetzwerk verfügen wir über erfahrene und qualifizierte Experten.
Ein Praxisbeispiel zeigt: Im Regelfall führt ein Auffahrunfall zu einer hohen Unfallwahrscheinlichkeit für Folgeschäden. Selbst kleine Beschädigungen können sicherheitsrelevante Mängel verbergen. Ein professionelles Sachverständigenbüro wie S DRIVE mit einem Gutachternetzwerk, analysiert die Unfallbeschreibung und bewertet den Schaden detailliert. So lassen sich versteckte Mängel erkennen und angemessen regulieren. Ein unzureichend begutachteter Schaden kann später zu teuren Reparaturen führen. Lassen Sie den Schaden daher stets von einem unabhängigen Experten prüfen.
Gut zu wissen: Willkür am Steuer kann strafbar werden
Ein Blick auf Paragraf 315 b des Strafgesetzbuches (StGB) zeigt, dass grundlose Abbremsmanöver zum Tatbestand des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr führen können. Ist das der Fall, gehen Strafen weit über die genannten Bußgelder hinaus, das Strafgesetzbuch wird relevant. In diesem Kontext sind auch inszenierte Auffahrunfälle und Versicherungsbetrug zu sehen. In besonders schweren Fällen kann je nach Gefährdung eine Freiheitsstrafe drohen.
Tipps & Faustregel: Unfallwahrscheinlichkeit eines Auffahrunfall vermeiden
Laut Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung sind Rücksicht und Vorsicht geboten, womit auf eine vorausschauende und defensive Fahrweise angespielt wird. Paragraf 4 StVO sieht vor, dass der Abstand zum Vordermann so groß sein muss, dass Sie jederzeit sicher bremsen können, um rechtzeitig zum Stehen zu kommen.
Die Faustregel „Abstand = halber Tacho“ kann eine sinnvolle Orientierung zur Vermeidung von Auffahrunfällen sein. Auf der Autobahn sollten es mindestens 3 Fahrzeuglängen Abstand zum Vordermann sein.
Folgende Tipps können zu einer wirksamen Auffahrunfallprävention beitragen:
Fazit:
Der Schuldanteil am Auffahrunfall steht nicht immer zu 100 % fest
Sie haben in diesem Ratgeber einen differenzierten Blick auf Auffahrunfälle, mögliche Gründe und Folgen für Geschädigte werfen können. Der oft zitierte Mythos stimmt nur bedingt. Nun wissen Sie, dass der Auffahrende nicht immer die alleinige Schuld trägt, oft aber die höhere Schuldquote bei einer entsprechenden Quotenregulierung. In jedem Falle sollten Sie die Option prüfen, sich nach einem vermeintlich unverschuldeten Auffahrunfall an einen unabhängigen Kfz Gutachter von S DRIVE zu wenden. Kommt Schmerzensgeld in Betracht, unterstützt Sie ein Rechtsanwalt aus dem Gutachternetzwerk.
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Regulierung in unabhängige Hände legen
Das können Sie nach einem Auffahrunfall mit erheblichem Blechschaden an bundesweiten Standorten in Deutschland bereits am Unfallort tun, um die wichtige Beweissicherung und ggf. Durchsetzung von Schmerzensgeld mit einem erfahrenen Experten durchzuführen. Kommt es zu einer Haftungsquote, können Sie Ihre Schadenersatzansprüche nur mit einem unabhängigen Gutachter maximieren. Die gegnerische Versicherung wird das Gegenteil versuchen!
